Unlängst hat die Ausnahmeautorin Valerie Fritsch ihr neues Buch Zitronen vorgestellt. Auch wir haben es gelesen und sind mehr als klar in unserem Urteil.
Die Dringlichkeit des Romans Zitronen
Das neue Buch Zitronen von Valerie Fritsch verfügt über eine dermaßen atemraubende Dringlichkeit, dass wir uns die Passage über das Leben und Wirken der Autorin einfach sparen und zum Eingemachten kommen:
Was Literatur betrifft, müssen wir zugeben, sind wir nur sehr schwer vom Hocker zu hauen, klar sind wir oft erfreut und begeistert, über neue Bucherscheinungen. Doch all diese Werke sind natürlich immer jenseits von so etwas wie literarischer und erzählerischer Perfektion. Auch in den besten Büchern finden sich kleinere oder größere Problemstellen. Aber auch generell versucht man sich mit Lobpreisungen zurückzuhalten.
Was Valerie Fritsch in ihrem neuen Buch Zitronen jedoch abliefert, kann einfach nur noch als ein literarisches Wunder bezeichnet werden. Die Ausnahmeautorin hat es geschafft, ihren ohnehin schon unverkennbaren und außergewöhnlichen Stil noch einmal auf das nächste Level zu hieven und haut uns Sätze um die Ohren, die eine fast schon dermaßen beängstigende Sogwirkung entwickeln, dass man aus ihrer Geschichte nur noch sehr schwer herausfindet – so großartige Literatur ist das!
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Zitronen von Valerie Fritsch: jeder Satz ein Hochgenuß
Beim Prozess des Schreibens, beim Erzählen von Geschichten träumt wohl jede*r Autor*in davon, jeden Satz wie ein Meisterwerk klingen zu lassen. Ein Anspruch natürlich, der an Perfektionswahn wohl kaum zu übertreffen ist. Doch was bis jetzt praktisch niemandem gelungen ist, das gelingt Valerie Fritsch mit ihrem Roman Zitronen. Ein jeder Satz ist praktisch ein Gedicht, eine kleine Welt für sich.
Und dann wäre da noch die Geschichte: Die Prügel des Vaters, abgelöst von der Zärtlichkeit der Mutter. Und dann, als der Vater weg ist, nimmt auch diese Zärtlichkeit unerwartet bedrohliche Formen an. Gewalt und Zärtlichkeit, so untrennbar verbunden, dass das eine immer schon die Kehrseite des Andren zu sein scheint. In dieser Grundkonstellation muss sich der Protagonist August Drach zurechtfinden.
Die Geschichte: in ihrer Grundvoraussetzung schon mehr als Herz zerbrechend, aber zugleich auch herzerwärmend, wird umsäumt von Wörtern, ausgefeilten Satzgefügen und virtuosen Gegenüberstellungen, für die der Rest der Menschheit wohl ein Jahrhundert braucht, um sie überhaupt erst literarisch so zu denken – geschweige denn, es dann auch so brillant niederzuschreiben.
Geschichte und Sprache
Man hat in der Literatur oft zwei Seiten, eine großartige Story, wobei das Literarische etwas zu kurz kommt, oder wunderbar zu lesende Sätze der Literatur, wo die Story leider komplett nebensächlich ist und auch sträflich vernachlässigt wird.
Valerie Fritsch schafft es in Zitronen beides zu verbinden, (eine spannende Geschichte und literarische Größe) und lässt das Beste aus beiden Welten zur Verschmelzung bringen. Jeder Satz ist eine Wucht, jedes Wort ist groß, auch wenn es klein ist und doch auch bescheiden in seinem literarischen Prunk. Und die Geschichte: fast schon unerträglich in ihrer Zelebrierung toxischer Beziehungsstrukturen.
Zitronen von Valerie Fritsch: ein Fazit
Ohne falsche Bescheidenheit ist dieses Buch wohl schon jetzt nicht nur ein Kandidat, sondern wohl schon so etwas wie ein Favorit auf den Deutschen oder den österreichischen Buchpreis. Alles andere wäre eine Unverschämtheit!
Klar, das Jahr ist noch jung, dennoch legt Valerie Fritsch in Sachen Literatur die Latte aber so was von hoch, wirft einen Schatten wie ein Gebirge und es wird vermutlich wirklich die Frage des Jahres in der Literaturszene sein, was an 2024 wohl noch so produziert werden soll, dass auch nur annähernd an dieses literarische Wunder, das Valerie Fritsch mit Zitronen verfasst hat, heranreichen soll.
Titelbild © Estúdio Bloom via Unsplash (Zugriff 06.04.2024)