Larry aus Frankreich verspricht seiner US-Freundin Dr. Dres Album „Detox“ zu besorgen. Ein unmögliches Unterfangen, wie sich noch herausstellen wird. Doch Larry begibt sich auf die Suche und auf die Spuren des Gangsta-Rap. Die ARTE-Serie Lost in California ist ein trash-filmiger Hochgenuss, der gekonnt mit dem Genre des Dokumentarfilms kokettiert.
Die Legende von Dr. Dres „Detox“ Album
Larry ist schwarz, Franzose, lebt in L.A. und hat keinen blassen Schimmer davon, was Rap ist. Dumm nur, dass seine Rap-begeisterte Freundin nichts davon ahnt. Und vielleicht noch etwas blöder ist, dass Larry selbstbewusst behauptet, im Besitz eines Dr. Dre Albums mit dem Titel „Detox“ zu sein. Das außergewöhnlich Dumme daran ist, dass es dieses Album nicht wirklich gibt. Es ist ein Mythos.
Dr. Dre selbst soll 15 Jahre lang daran gearbeitet haben (oder eben nicht), ohne Detox jemals zu veröffentlichen. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Leute, die behauptet haben, Tracks daraus gehört zu haben. Deren Beschreibungen widersprechen sich jedoch dermaßen, dass man diesen Berichten einfach keinen Glauben schenken kann.
„Detox“ ist somit das berühmteste Album der Musikgeschichte, das nie erschienen ist. Aber wer weiß, vielleicht ist es ja doch irgendwo unter Dr. Dres Sachen, dieser scheut eine Veröffentlichung jedoch, weil die Erwartungen einfach zu hoch sind. Und vielleicht hat Dr. Dre auch recht damit. Wer weiß?
Dès le 4.07:"Lost in California", une série de @groswift avec @Kody_Ki, entre fiction et documentaire, sur la piste d'un album mythique du Gangsta Rap sur le site d'@ARTEfr, YouTube et le compte Instagram @arte_asuivre
CP ➡ https://t.co/tGaRePs40e#LostInCalifornia #HipHop #Rap pic.twitter.com/bWHCIqpncd— ARTE pro (@ARTEpro) June 20, 2022
Auf der Suche nach dem heiligen Gral der Rap-Geschichte
Larry zumindest weiß von diesem Mythos nichts und macht sich auch die Suche nach besagtem Dr. Dre Album, dass es gibt, oder auch nicht. Im Internet findet Larry auf Ebay jemanden, der eine Kopie zu verkaufen hat. Eine Reise beginnt, eine Odyssee.
Als Zuseher*in erfährt man dabei so einiges über Dr. Dre und darüber, dass er es war, der Hip-Hop und Rap groß gemacht hat. „Er hat die Westküste auf die musikalische Landkarte gesetzt.“, wie einer erzählt.
Wie genau? Dre war scheinbar der Erste im Business, der Instrumente benutzt und nicht einfach nur gesamplet hat. Er hat natürlich auch gesamplet, klar, aber mithilfe des Replay hat Dre aus der Ästhetik des Hip-Hops eine neue Funkästhetik geschaffen.
Lost in California auf ARTE
Lost in California ist eine Comedy Mini-Serie aber auch eine Art Dokumentarfilm, der einen den Hip-Hop näherbringt. Larry trifft auf seiner Suche nach dem Album reihenweise Leute, die ihm Compton, aber auch die Rap-Geschichte erklären.
Larry wandelt auf den Pfaden durch das schwarze L.A. und durch das Herz des Westküsten-Hip-Hop. Mit außergewöhnlichen Gaststars wie Thundercat Josef Leimberg (Producer auf Kendrick Lamars Album To Pimp a Butterfly), DJ Khalil, Murs uva.
Die schwarze Kultur- und Musikgeschichte der USA wurde dabei noch nie so unterhaltsam erzählt wie hier. Der ahnungslose und leicht dämliche Larry fungiert dabei gekonnt als Einfaltspinsel, der einem aber dennoch recht schnell ans Herz wächst. Lost in California ist extrem lustig und dermaßen unterhaltsam, dass man sich alle Folgen getrost auch auf einmal reinziehen kann. Die 15 Minuten pro Folge waren noch nie so gut investiert wie hier und beweisen wieder einmal, dass man eine Serie nicht künstlich in die Länge ziehen muss, um hervorragend zu unterhalten.
Titelbild © Alex Gudino via Unsplash (Zugriff 14.03.2024)