Im Netflix-Serien-Spin-off seines Erfolgsfilms The Gentlemen, rund um den Marihuana-Imperator Matthew McConaughey, verzichtet Kult-Regisseur Guy Ritchie zwar auf die Dienste des Hollywoodstars, erschafft jedoch endlich wieder einmal eine Geschichte, die es mit dem Klassiker Bube, Dame, König, grAS aufnehmen kann. Herrlich britisch abgedreht!
The Gentleman: Guy Ritchie back to the roots
Was haben die Fans des pointierten britischen Gangsterfilms nicht lange warten müssen! Seit seinem genialen Spielfilmdebüt 1998 Bube, Dame, König, grAS (Lock, Stock & Two Smoking Barrels) und einigen weiteren, zugegeben, nicht ganz so gelungenen, aber immer noch recht überzeugenden Ausflügen ins britische Gangstergenre, Snatch (2000), Revolver (2005) und Rock N Rolla (2008), hat sich Regisseur Guy Ritchie anderen Genres zugewendet.
Und was hat er nicht alles probiert? Der Liebesfilm Swept Away, mit seiner damaligen Partnerin Madonna oder das von Disney produzierte Fantasy-Musical Aladdin. Man kann Guy Ritchie vieles vorwerfen, eine mangelnde Experimentierfreudigkeit gehört nicht dazu. Diese wurde leider allzu oft mit der Klassifizierung „Ausrutscher“ gebrandmarkt. 2019 kehrte er dann endlich zurück zu seinen Wurzeln und legte mit dem Film The Gentlemen eine Gaunerkomödie der guten alten Schule vor – eine Schule, die er selbst auch mitbegründet hat.
The Gentlemen: Matthew McConaughey, Marihuana und non-linear storytelling
Worum geht es in The Gentlemen? Der Wahlbrite Mickey Pearson (Matthew McConaughey) lässt in dieser Story in unterirdischen Gewächshäusern große Mengen Marihuana anbauen. Und das auf den Ländern verarmter Adeliger, die dafür natürlich großzügig abkassieren.
Als Pearson sein Imperium verkaufen will, treten natürlich so einige zwielichtige Figuren auf den Plan – zwielichtig und vor allem Guy Ritchie-weird. Hinzu kommt natürlich noch ein verschachtelter Plot mit so einigen Twists. Kritiker und Fans waren da natürlich begeistert.
The Gentlemen: Guy Ritchie-Film geht in Netflix-Serie
Und die Geschichte ist noch nicht vorbei. Eddie (Theo James) erbt unerwartet (da er nicht der Erstgeborene ist!) den gesamten Nachlass (samt Anwesen und Herzog-Titel) von seinem kürzlich verstorbenen Vater.
Zeitgleich erfährt er auch, dass das Land Teil einer, von Bobby Glass betriebenen Marihuana-Produktion ist. Nun muss Eddie sich in einer Welt exzentrischer und gefährlicher Charaktere mit allerlei hinterlistigen Absichten zurechtfinden. Während er gleichzeitig sein Zuhause schützen, am Leben bleiben und die letalen Fettnäpfchen seines dauerhaft Koks-berauschten Bruders Freddy ausbügeln muss.
Hervorragender Bösewicht: Tommy Dixon (Peter Serafinowicz)
Brillante Netflix-Serie für alle Genrefans
Zugegeben, Gangsterfilme und -serien sind nicht für jede*n, doch was The Gentlemen abliefert ist ganz große Genrekunst, bei der nicht nur Guy Ritchie-Fans auf ihre vollen Kosten kommen werden. Sondern auch all jene, die einen gelungenen Einstieg ins Genre suchen.
The Gentlemen liefert wunderbare Unterhaltung und vor allem der Plot springt wild herum, wie ein Hase, schlägt Haken und landet andauernd in Rabbit Holes, die immer absurder, aber auch umso irrwitziger werden.
Serien haben ja sehr oft das Problem, dass sie einfach zu lange sind und ein bestimmtes Thema einfach nur breittreten und künstlich in die Länge ziehen, sodass es immer wieder zu langatmigen Phasen kommt. Und die Story oftmals nach einigen Episoden zur Gänze verebbt und langweilig wird. Das alles ist bei Guy Ritchie nicht der Fall.
Netflix-Serie mit Kreativitätsausbrüchen
Geradezu fontänenhaft in ihrer Endlosigkeit, sprudeln seine Ideen und es wirkt, als könnte er nicht nur eine, sondern gleich mehrere Staffeln damit ausfüllen. Vor allem bewundernswert ist, dass Ritchie etliche Szenen erst am Drehtag geschrieben hat. Je nachdem, was ihm gerade einfiel und er spontan als lustig empfunden hat. Dieser Ansatz verleiht der Netflix-Serie The Gentleman natürlich noch einmal zusätzlich einen Flow.
Besonders hervorzuheben ist das bizarr-blasierte Spiel von Daniel Ings, der als Eddies zu gekokster und idiotischer Bruder an seine Grenzen geht. Und darüber hinaus, einen sehr guten (und auch notwendigen) Kontrast zum leider etwas distanzierten Spiel von Theo James liefert.
Daniel Ings als idiotischer Bruder Freddy mit massenhaften Problemen
Guy Ritchies Netflix-Serie The Gentlemen: ein Fazit
Obwohl im Vergleich zum Film auf ein Star-Ensemble verzichtet wird, brillieren vor allem die Nebenrollen mit Ray Winstone, Giancarlo Esposito (Gus aus Braking Bad), Vinnie Jones, aber nicht nur die.
Alles in allem ist die Netflix-Serie The Gentlemen eine herrlich unterhaltsame Geschichte, die klassisch britisch, natürlich teilweise recht hart daherkommt, aber durchaus als eines von Guy Ritchies besten Werken bezeichnet werden darf. Viel Vergnügen!
Bilder © Netflix