Wenn 3D-gedruckte Pilze plötzlich Musik machen: Pilzmyzel als umweltfreundlicher Superstar im Lautsprecheruniversum!

Wenn die Welt der Lautsprecher plötzlich von Pilzen regiert wird: Ein Team von Forscher*innen am Fraunhofer IWU hat sich die verrückte Idee einfallen lassen, Pilzmyzel als geheime Zutat für erstklassige Lautsprecher zu nutzen. Ja, du hast richtig gehört – diese kleinen Pilze, die normalerweise im Boden herumlungern, könnten bald den Unterschied in Sachen Sound ausmachen. Wie das genau funktionieren soll, erfährst du im Artikel.

Pilzmyzel – WTF?

Pilzmyzel gilt als ein erneuerbarer Rohstoff, und ist in der Pharmazie schon seit langem von großer Bedeutung. Dabei werden Naturstoffe aus Pilzen als Wirkstoffe gegen Krankheiten eingesetzt – auch in Form extrahierter Reinstoffe oder als synthetische und halbsynthetische Derivate. Das bekannteste Beispiel ist Penicillin. Pilze spielen darüber hinaus auch in der Herstellung von Lebensmitteln eine zentrale Rolle.

Doch die Verwendungsmöglichkeiten des Pilzmyzels gehen noch viel weiter. Als umweltfreundliches Material kann es eine Vielzahl anderer, problematischer Stoffe ersetzen, darunter auch tierisches Leder, Holzverpackungen, Pappe, Styropor und Dämmwolle.

Pilzmyzel für ultra geilen Sound

Das ist schon verdammt viel, aber immer noch nicht alles. Ein Forschungsteam am Fraunhofer IWU hat nun eine weitere Anwendungsmöglichkeit für Pilzmyzel entdeckt: Dieses kann als Baustein für komplexe Komponenten dienen, die dazu beitragen, hochwertige Transmissionline-Lautsprecher noch besser klingen zu lassen.

Das ehrgeizige Ziel der Forschenden besteht jetzt darin, lebendes Myzel mittels 3D-Druck zu verarbeiten und das Wachstum gezielt zu steuern. Und zwar mit dem Ziel sowohl schallreflektierende als auch schallabsorbierende Eigenschaften zu erreichen.

Pilzmyzel und Musik: it is a match!

Die vielversprechendsten Ergebnisse bezüglich der Beeinflussbarkeit des Pilzmyzelwerkstoffs erzielte das Material bezüglich der spezifischen Anforderungen im Lautsprecherbau.

Durch die gezielte Beeinflussung der Umweltbedingungen während der Kultivierung des Myzels können die gewünschten Materialeigenschaften gezielt für den jeweiligen Einsatzzweck eingestellt werden.

Auf diese Weise können schaumartige Strukturen effektiv zur Schallabsorption und Dämpfung unerwünschter Schwingungen genutzt werden. Während feste und glatte Strukturen sich hervorragend für die Schallreflexion eignen. Somit zeigt sich, dass Myzel sowohl als Dämmmaterial als auch für das Gehäuse geeignet ist.

Wir brauchen Bass

Vor allem, was den Bass betrifft, spielt das Pilzmyzel seine Stärken aus. Sogenannte Transmissionline-Lautsprecher verwenden nämlich eine lange Öffnung im Gehäuse für tiefe Bässe und minimieren so unerwünschte Schwingungen. Diese Öffnung ist mit einem langen Rohr im Inneren des Lautsprechergehäuses verbunden, das bis zu drei Meter lang sein kann. Das Rohr wird dabei mehrfach gefaltet, um Platz zu sparen. Was jedoch zu einer komplexen Form führt.

Diese Herstellungsart ist dabei recht teuer und vor allem auch aufwendig, was viele Hersteller abschreckt. Mit dem Pilzansatz des IWU-Teams kann diese Herausforderung jedoch überwunden werden. Die einzelnen Funktionsteile und das Gehäuse selbst können nämlich werkzeuglos gedruckt werden. Eben mithilfe des Pilzmyzels. Dadurch werden Klebe- und andere Verbindungsschritte reduziert, was die Herstellung effizienter, aber auch billiger macht.

Nachhaltig und Kostengünstig

Weitere wirtschaftliche Argumente sprechen ebenfalls für die Verwendung von Pilzmyzel als Werkstoff. Das Recycling organischer Substrate zur Herstellung dieses Materials ist nämlich kostengünstig und erfordert wenig Energie. Pilzmyzel ist reichlich in der Natur vorhanden und kann aus verschiedenen organischen Reststoffen wie Stroh, Holzresten, Sägespänen, Schilfresten oder Rückständen beim Bierbrauen (Treber) gewonnen werden.

Auch ökologische Gründe sind natürlich ausschlaggebend für die Verwendung dieses Werkstoffs. Im Gegensatz zur herkömmlichen Bearbeitung durch Schneiden, Fräsen oder Bohren, bei der viel Abfall entsteht, ist dies beim 3D-Druck von Pilzmyzel genau umgekehrt: Der druckbare Werkstoff basiert auf organischen Reststoffen, und es wird nur das Material verarbeitet, das benötigt wird. Zudem ist das Material völlig ungiftig, vergleichbar mit Speisepilzen, und vollständig biologisch abbaubar. Im Vergleich zum herkömmlichen Werkstoff.

Auch in Sachen Pilzmyzel Zeit sich, wie wichtig das Biomanufacturing für eine nachhaltige Zukunft der Welt ist.


Titelbild © Timothy Dykes via Unsplash (Zugriff 24.03.2024)